Sonntag, 24. April 2005

Christina II

Diese kleine Raserei beruht zuletzt auf der Erfahrung von Aussichtslosigkeit, die Absenz der Hoffnung. Daran arbeitet aber nicht der andere, das Wesen der Begierde, sondern sie ist selbstgeschaffene Illusion, die in der wunderbaren Wirklichkeit birst. Im Hirn läufts wie geschmiert, im tatsächlichen Leben gibts dafür dann keine Krücken.

Christina und ich trafen uns an dem Hochzeitstag im Hotel wieder und schlenderten gemeinsam zur Kneipe in der Zeche, wo die Hochzeitsfeier im großen Kreise fortgeführt wurde. Christina und ich verbrachten den Abend. Wir tanzten und spazierten durch das Gelände, bewunderten die alten großartigen Gebäude und Gerätschaften und schienen bestens miteinander zu harmonieren. Wir redeten über Filme, über Western zumal, und ich wußte einige fachmännische Feinheiten in das Gespräch zu weben. Wir tranken Merlot. Ich trank eine ganze Menge davon. Sie weniger, nicht zuletzt, weil sie dieser Traube im Allgemeinen und hier im Besonderen wenig abgewinnen konnte. Ein Umstand, der durchaus nachvollziehbar ist. Es ist sicher keine Frage des Geschmacks. Einige Trauben kann man einfach nicht riechen, weil deren Düfte falsch sind, ein Gespinnst falscher Hoffnung und trügerischer Glückseligkeit. Nennt man sie beim Namen, zeiht man sicher den Unmut nicht weniger zu, aber Zinfandel, Bacchus und Shiraz sind für einen Schluck gut, ein Viertel höchstens. Danach werden sie zur Plage. Nicht erst das Übel des Folgetages, schon der Geschmack zur Nacht ist der Abklatsch eines billigen Paradieses von süßer, klebriger Konsistenz, obwohl diese Trauben nicht zu einem lieblichen Wein vergoren werden. Saugt man den ersten rosa Duft dieser Klischees, ahnt man die Schönfärberei ihrer Produzenten und den Lug und Trug hinter der vollmundigen Fassade professioneller Kelterei. Im Gegensatz dazu nimmt sich ein Merlot geradezu wie biederer Bodensatz bester Bonhomie. Ich trank.

Der Abend schritt voran und ich in eine delikat destillate Situation, einem nahenden Debakel, dem zu entrinnen kaum möglich schien: hie Lockung des Weibes, hie Angst vor der Zurückweisung oder schlimmer noch, Versagen im wichtigsten Moment und Skrupeln wegen bestehender Beziehung. Flucht, war der Gedanke. Und wie so oft, nahte das Rettende, als das Ungemach am unausweichlichsten auf mich eindrang. Ich gewahrte das Hochzeitsbuch. Das war prima vista sehr clever gedacht, aber letztlich natürlich kontraproduktiv, weil keine akzeptable Lösung: das Inkommensurable zwischen Libido und Korb- und Versagensangst wird nicht aufgehoben durch Sublimation. Hier bahnte sich die Unterminierung des gesamten Ichsystems an. – Ich nahm das Hochzeitsbuch zur Hand. Und ich las und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Hier konnte ich beweisen, was für ein irre geistreicher Kopf ich bin. Und diesen Beweis führte ich mit Sicherheit, soweit das nach zahlreichen Gläsern Merlot möglich war. Ich dichtete, zeichnete, foppte und übertraf mich selbst. Zugleich bewies ich allerdings auch, dass ich nicht mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben umzugehen verstand.

Gegen drei Uhr (so spät wird es schon gewesen sein), ich arbeitete gerade an einer besonders dämlichen Version des Abends, indem ich die sich mittlerweile herauskristallisierenden Essenzia in Worten bildlich darstellte. Ich formte das Bezeichnete aus Worten. Es sollte ein Stilleben mit einer Flasche Merlot, nebst einem gefüllten Weinkelch auf einem Tisch werden. So wurde der Tisch aus zahlreichen Worten »Tisch« gebildet; desgleichen die Flasche Merlot aus unzähligen Worten »Merlot« usw. Es war eine Heidenarbeit, die ich gar nicht zu Ende bringen konnte – nicht in dieser Nacht, nicht nach soviel Wein. Ich war sehr vertieft und langweilte damit meine Tischnachbarin. Die sich schließlich erhob.

Ich geh jetzt zurück ins Hotel, sagte Christina und blickte mich an, kommt wer mit?

Da war es wieder, dieses Dilemma. Ganz meiner künstlerischen Arbeit verfallen, erwog ich, was mich zu gewärtigen hätte, wenn ich mitginge. Ich würde womöglich handeln müssen. Oder ging da meine Fantasie mit mir durch. Das lag mir nicht fern. Der sichere Weg war, anderen die Sache in die Hand zu geben. Ich entschied mich salomonisch und sagte, wenn du nicht alleine durchs Dunkel gehen willst, begleite ich dich gerne, ansonsten bleibe ich noch ein bisschen.

Sie ging – ohne mich. Und ich wachte andern Tags reichlich zerknittert (der Merlot) unverhältnismäßig früh (alkoholbedingte vier Stunden Schlaf) auf. Ich rief die Dame telefonisch zum Frühstück, das eigentlich später vereinbart war. Ich saß bei nicht vollem Bewußtsein und über einer Schale Dosenobst, das ich nur mit äußerster Mühe zu schlucken vermochte, als Christina den Frühstücksraum betrat. Sie sah hinreißend aus, in ihren schön hellbraunen Cordhosen, soviel war ich in der Lage wahrzunehmen. Das Frühstück verlief sehr harmonisch. Ich focht beharrlich einen Kampf gegen das innere Weh übermäßiger Blutalkoholkonzentration und obsiegte. Danach fragte sie, ob sie mich denn noch zum Bahnhof bringen könne. Womit ich völlig einverstanden war. Die Sache war doch noch nicht ganz aussichtslos. Ich stieg freudestrahlend und mit einem Hauch von Siegerwillen in das Auto und liess mich auf dem Beifahrersitz nieder. Bei geschickter Sprachführung und entspannter Unterhaltung, ließe sich vielleicht noch etwas erreichen, ein fester Kontakt? – Dann fuhr sie los und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Vom ersten, rückwärts zurückgelegten Meter an verschlechterte sich meine gesamte Physis. Aufgrund der vorabendlichen Merlot-Kur zeigte sich jetzt unvermittelt eine Schwächung meines Magens. Und ich hatte gerade, wenn auch unter Anstrengung, sehr herzhaft gefrühstückt.

Auf der Fahrt war ich sehr einsilbig, hingegen erfreute sich Christina bester Gesundheit und redete sehr angeregt – über das Auto ihres Bruders, in dem wir saßen, und das Golfspielen im Allgemeinen und Besonderen. Ich hingegen spielte mit dem Gedanken, sie zu bitten, einen Parkplatz anzufahren, damit ich mich in der schönen Natur erleichtern könnte. Aber hier galt es, keine Schwäche an den Tag zu legen und durchzuhalten.
In der Nähe des Bahnhofs hielt sie an, ich wankte um das Auto. Sie öffnete den Kofferraum, ich zog meinen wie immer überpackten Trolley heraus und stellte ihn ab. Dann standen wir uns gegenüber – und nahmen uns in die Arme. Zugleich kämpfte ich um meine Contenance, ein schlimmer Brechreiz flog mich an. Ich aber blieb stark. Allein, meine Umarmung war schwach.

So nahmen wir Abschied, an diesem sonnigen Augusttag. Kaum zehn Minuten später saß ich im Zug nach Bremen und mein Zustand verbesserte sich minütlich. Innerhalb kürzester Zeit war ich zu Großem bereit, leider zu spät. Erst elf Monate später begegnete ich Christina wieder, die seit jenem Sonntag im August still in einem versteckten Kämmerlein meines Hirns und Herzens geschlafen hatte.

Samstag, 23. April 2005

Kartoffelsalat

Um Frauen zu vergessen, nimmt man am besten das Gift als Gegengift, ähnlich wie bei der Homöopathie – aber die Dosierung ist anders. Ein Tropfen Frau in einem Meer von Berlin reicht nicht aus, den Schmerz zu beseitigen, den das Weib, welches für den Hormontremor sorgt, verursacht. Ich nahm gleich die doppelte Dosis.

Also stand ich galant und montiert mit zwei wohlkonturierten jungen Damen in blondester Stimmung (wir alle drei, nicht nur das andere Geschlecht) in einer Bar. Wir plauschten sehr erregt und beflügelt. Ich glaube das Thema Winter- und Sommerreifen nahm gerade Gestalt an – die Jahreszeit ist ja gerade danach –, als ich, im Moment leise beobachtend dachte: Kartoffelsalat.

Ich war verblüfft. Wo kam jetzt dieser Gedanke her. Gleich auch formte sich das schönste Bild eines Tellers voller Kartoffelsalat mit Speck und – war das Schnittlauch oder sah ich Gürkchenstücke? Dann sog ich, so täuschend echt war die Vision (natürlich macht das der Hirnapparat wie von selbst, wenn die richtigen Synapsen nur angeschoben werden) auch sofort den wunderbar säuerlichen Duft des Essigs, der sich mit dem rauchigen Speck vermählte durch die Nase. Die Illusion war respektabel, der Hunger entflammt, das Gespräch vergessen. Ich stand da, den rechten Ellbogen auf der Theke, daneben, unverrückbar, der Becher mit dem feinsten Long Island Icetea, das Lächeln, aller Verblüffung zum Trotz, festverankert und strahlend wie je, die beiden Geschöpfe sicher im blauäugigen Blick, und ständig hämmert der Gedanke, die Vision des Kartoffelsalates gegen das Schädelrund. Kartoffelsalat, Kartoffelsalat, Kartoffelsalat.

Die Sache ist natürlich profaner als Pinkis Käsekuchen, aber nichtsdestotrotz erwähnenswert. Und die Konsequenzen aus dieser Situation eigentlich voraussehbar. Denn den Gedanken also auf beinahe allen Sinnesebenen empfangen, formierte den Drang, das auch auszusprechen. Dieses kuriose Bild, es musste in die Welt getragen werden. Sicher, sicher, des Risikos war ich mir durchaus bewusst. Aber hatte nicht auch Herr Wilde selbst Freundschaften für ein Bonmot aufs Spiel gesetzt. Und die Sache mit den aparten Weiblichkeiten vor mir war ja auch keineswegs spruchreif oder gar zwischen ihnen entschieden – ich meine natürlich von meiner Seite. Nun, ich fackelte nicht lange, und bei Lichte betrachtet war an ficken gar nicht zu denken. (Den Ausdruck benutze ich nur wegen der Alliteration und dem Binnenlaut, sonst würde ich jetzt etwas ganz anderes verzeichnet haben.) Zuletzt, dachte ich mir, gäbe es ja zumindest noch einen dritten und gar vierten Long Island. Aber auch da kam ich nicht ganz auf meine Kosten.

Ich wartete einige Sekunden, bis eine Pause im Sprachakt der Begleitungen kam und setzte mich sofort in die Nesseln. Moment, das klingt jetzt harsch, ist aber reflexiv zu verstehen: nicht die Damen sind Nesseln, sondern ich versaute mir die Aussichten auf den angenehmen Abschluss der nächtlichen Kneipenaktivität. Sagte ich schon, dass es eine Bar war.

Also gut, ich erklärte leichthin, wie sehr ich jetzt an Kartoffelsalat dächte. Genau zu einem Zeitpunkt, als alle anwesenden am wenigsten darauf gefasst waren. Offenen Mundes schauten mich die zarten Wesen nun an. Las ich nicht auch Entgeisterung, Unverständnis und – Mitleid in den so schönen blauen Augen.

Damit war die Sache schon mal geklärt. Vögeln war jetzt nicht mehr möglich. Weder die eine. Noch die andere. Noch auch Beide. Wie bescheuert kann ein Mann dastehen, der angesichts zweier elfengleichen Geschöpfen, jedes auf seine besondere Art begehrenswert, an Kartoffelsalat denkt und das auch noch mitteilt. Offensichtlich hatte ich die Latte wieder einmal ein Stück höher gelegt und locker gemeistert.

Die Gesprächsführung wurde mir kurzerhand entrissen, fortan wurde ich als stummer Zuschauer stillschweigend geduldet. Das gab mir allerdings ausreichend Spielraum, mich mehr mit dem Long Island zu beschäftigen. Das kann durchaus auch anregend sein, verliert aber doch an Reiz, wenn endgültig ins Bewusstsein dringt, dass man einmal mehr planlos agierend nicht zum Ziel gelangt. Als flexibler Mensch und echtes Arbeitstier, fokussierte ich gleichwohl weiter den Long Island. Aber auch da schienen die Hürden erhöht worden zu sein. Nachdem ich am fünften genippt hatte, zwang mich eine innigliche Kalamität auf die Toilette, wo ich im Arme die Schüssel mich an einem Zwiegespräch mit der Spülung delektierte.

Alles in allem ein erfolgreicher Abend und eine wunderbar ruhige Nacht: Nicht einen Gedanke verschwendete ich an das geliebte Wesen. Das ist perfektes Vergessen.

Freitag, 22. April 2005

Zweitstart

Man kommt ja aus den eigenen Unzulänglichkeiten niemals heraus, man hält sie vielleicht in Schach, was leider auch nicht weiter hilft, weil man sie dann immer beobachten muss und so auf der Handlungsebene eingeschränkt wird. Verstanden? – Natürlich nicht, aber völlig egal.

Euer Manngold, Christian Manngold, hat geschlenzt und seine Zeit prächtig vertan. Jetzt aber steigt er wieder ein ins Geschäft der Buchführung ungestümer Mannverirrung, i. e. das Weib.

Wer dächte, nach nur genügend zeitlichem Abstand sei eine Liebelei ausgestanden, kennt es nicht, das virile Hormongefüge. Aber das ist ja auch weiter gar nicht schlimm, man kann sich ja auch anders beschäftigen und zum Fernseher greifen oder in die Flasche schauen. Alles hat seine Berechtigung, aber die Frau – und der männliche Blick auf sie – hat zwei.

Also hier der zweite Start, in der zukünftig die Geschichte mit dieser verdammichen Christina entblättert, aber auch der aktuelle Stand zelebriert wird.

Bis dahin aber, habt Euch lieb.

Montag, 13. Dezember 2004

Christina

Matthias ist Schuld an dieser letzten wonneglichen Erfahrung der Raserei aus herzbekannten Schüttelseufzer und dem monotonen Prasselbauchgefühl. Ich spreche von Verliebtheit, oder Verliebtsein. Diesen tumben Wallungen nach dem andern oder – immer öfter, so hört man von Dritten – gleichen Geschlecht mit der respektabelst dummen Folge von desorientiertester Weltwahrnehmung. »desorientiertester« gibts natürlich nicht. Aber es klingt einfach noch narrensicherer.

Matthias ist der Schuldige, sag ich, denn als er seine wunderbare Frau ehelichte, ihr den schönsten Tag eines konventionellen, patriarchalischen Lebens gewährte, sah und verfiel ich dieser Frau – der zu danken ist, dass ich bin wo ich bin, stehe allwo ich stehe:

Christina, so heißt sie. – Nicht die Schöne, die er ehelichte. Gott bewahre, nein. Christina, eine Geladene, vielleicht sogar beladene, sicher keine hadernde. Diese so exzellente, aparte Frau und Golferin, sprang mir ins Auge, allsogleich sie den Raum, ja Halle der Trauer, äh Trauung betrat, diese museale Grotte der Verehe- und Verinnerlichung. Das ist aber auch schon wieder einige Jahre her – gut zwei sogar schon. Und es war so:

Ich sah Christina und hatte sogleich dieses Ahnen, dieses gewisse Fühlen, dass nun ein Mensch den Raum betreten hat, der für die Zukunft von einiger Bedeutung werden wird. Ich dachte nicht gleich an Kinder, ein Heim und unendliches Glück. Ich war mir nicht einmal bewußt, dass hier eine Generaloffensive der Hormone stattfand, nichts Geringeres. Oder doch? Egal. Ich sah sie und fragte mich: wie ansprechen, wie kennenlernen, was sagen, was tun? All diese Fragen, die auftauchen, wenn man jemanden nicht einfach so mal kennenlernen will, sondern vitale (auch hier sic!) Interessen vom Körper ausgehen.

Nach der sehr schönen und sehenswerten Zeremonie, die in einem Museum stattfand, gingen wir ins Erdgeschoß der Örtlichkeit, wo sich ein Bistro befindet. Dort ergriff Reiner, ein Busenfreund des frischgebackenen Ehemanns und von mir aus fernen Studientagen, die Initiative und wir gesellten uns mit seiner üppigen Lebensbegleiterin Maja an den Stehtisch, an dem auch Christina – sagt man Stand genommen hatte? Wir unterhielten uns angeregt. Und ich war sehr interessiert, vor allem aber daran, meine Person in bestes Licht zu rücken. Wir legten unsere verschiedenen Verbindungen zum Brautpaar offen. Ein tatsächlich nahe liegendes Thema. Das hätte mir auch von allein einfallen können, um Christina ungezwungen anzusprechen. Aber die Hormone verwirren die Sinne oder fixieren sie auf eine Sache. Der Rest trudelt dann im Ungefähren und ist nicht ansprechbar.

Dann kam eine Pause. Die Zeremonie war ja beendet und der angenehm leichte Umtrunk danach auch; die Schnittchen gegessen, die Gläser leer, die Herzen beschwingt. Bis zum weiteren Fortgang der Veranstaltung am Abend in einem Bistro in großer Runde: noch einige Stunden Aufschub. Der sollte sinnenhaft genutzt werden. Christina wollte in die Stadt und ich mit Reiner und Maja in die besonders interessante, mutige und kompromisslos gute Buchhandlung Henseleit, die zugleich Galerie ist und zudem – optimal! – mit zwei Parkplätzen für ihre Kunden direkt vor dem Geschäft aufwartet.

Geistesbewußt traf ich allerdings, bevor wir uns fürs erste trennten, eine Verabredung mit Christina, den Weg vom Hotel aus zum Ort der weiteren Feier, in einer alten Zeche, gemeinsam zu beschreiten. Eine prophetische Absprache, deren wahres Ausmaß sich erst bald zwei Jahre später zeigen sollte. – Damals konnte ich das übrigens noch, Termine und Vereinbarungen treffen. Nein, zwischendurch kann ich es, unverbindlich verbindlich, das heißt verbindliche Vereinbarungen, die keine verbindliche Folgen mit sich bringen. Bei den finalen Abreden kam und kommt doch immer der Wille zur Verantwortungslosigkeit durch. Oder, auch das ein Aspekt: wenn es ums Letzte geht, versagt meine Ratio und die Libido regiert. Das behindert das Denken und die Zielerfassung. Und ohne Ziel kommt man zu keinem Ergebnis.

So fing es damals an.

Sonntag, 12. Dezember 2004

Mission

Mittagsschläfchen haben ja doch gewisse Entspannungsmomente. Dumm, dass es im Winter so schnell Dunkel wird und man den ganzen Rest verpasst. Andererseits schafft das Momente der Sammlung: die Dunkelheit, ein kleines Lämpchen, die Leere nach der alkoholischen Nacht. Leere nicht nur im Hirn, der gesamte Körper fühlt sich ausgesaugt und trocken an. Darin kann Neues entstehen. Also sammle dich, Manngold.

Meine Name ist Christian Manngold, 36 Jahre alt, ledig, ungebunden (ich hab doch alles versucht), nicht mehr gebunden seit locker acht Monaten (ich hab doch auch hier alles versucht), Heimbüroarbeiter für ein kleines, feines Unternehmen mit jungen dynamischen Menschen, und alles was hier steht ist Fiktion. Alles was weiter hier geschrieben wird, ist Fiktion. Das hier ist ein ausgelagertes Roman—frag—ment.

Soweit alles klar? – Jetzt, wieder nüchtern, muss ich zum Adventskaffeetrinken zu Matthias und seiner zarten Frau. Später mehr.

Setting III

14:03. Nach Erbruch (oder sagt man Erbrechen?) gings dem guten alten unmittelbaren Objekt gleich viel besser. Visionen von Salzbrezeln trieben mich an das Kämmerlein in der Küche: Elektrolyte! Da lag ein verdächtig blauer Pack Pauly Salzbrezeln (–,49 Cent, 175g, bzw. »NET WT.: 6,2 oz«) und wirkte, zusammen mit einem Cocktail von Magnesium-, Calcium- und Multivitaminbrausetablette, wie Zauberei. »oz« eben.

Das alles schnell verputzt, setzte ein Zittern ein. Am ganzen Leib. Kenn ich ja schon, lass ich mich nicht von aus der Ruhe bringen. Gegenzittern ist da das Mittel: Kaltdusche. – Wirkte auch heute wieder. Danach ab auf das Sofa und sich ein wenig hin und her wälzen, bis die Augen vor Erschöpfung zufallen

Setting II

12:53. Alkohol hilft ja leider nicht gegen alles, aber gegen alkoholbedingte Hirnschmerzen schon. Danach (dem Glas Wein, das von gestern Abend noch rumstand) ein Tässchen »from my famos Java«, oder besser gleich die ganze Kanne. Und schon verlagert sich der Schmerz vom Kopf in den Magen. Klever!

Mal schaun, was ein Blick in die Toilette bringt. Vielleicht kann ich den Schmerz ganz austreiben – oder zumindest auf Halsschmerz reduzieren?

Setting

11:47, Berlin, Sonntag im Dezember, schnittfester Himmel wie die Sauce bei Königsbergerklobse (allerdings ohne die Kapern), der Kopf wie mit einem Nudelholz gewalkt, meiner. – Da muss man was gegen tun.

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Manngold - 3. Mai, 20:01
eine schöne,stille geschichte...
..die sich anmutig liest und neugierig macht auf weitere................... .......
mathematikos - 3. Mai, 20:00

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Zuletzt aktualisiert: 24. Aug, 14:56

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