Sonntag, 15. Mai 2005

Lenz

Da hatte es Lenz ganz schön erwischt. Ich war ja soweit über den Schmerz der Unantastbarkeit jener wunderbar harschen Christina quasi hinweg gekommen – mit den üblichen Blessuren: schlaflose Nächte, unwillkürliche Stöhnschreie der Verzweiflung, unbefriedigende Befriedigungsversuche, alkoholbedingte Hautunreinheiten und natürlich die kleinen feinen Anzeichen geregelter Verwahrlosung. Aber im Großen und Ganzen hatte ich's nach zwei Jahren hinter mich gebracht. Nur hin und wieder, wenn mir dieses eine, unauslöschlich schöne Lied der Sugarbabes durchs Ohr in die Eingeweide fuhr spürte ich den alten Schmerz, ganz zart und samtig, mit einer 100er Körnung an meinem Pansen schaben. Damit lässt sich prima leben, wenn ein linderndes Dunkelbier zur Hand ist, oder eben der Single Malt von Skye.

Lenz aber, der tragische Lenz, er war am Boden. Ihn hatte es aber auch so was von geradewegs auf der Zwölf erwischt. Denn der Supergau, ein anderer Mann, war auf- und eingetreten. Das jedenfalls vermutete Lenz und litt. Alle Anzeichen waren bei ihr vorhanden: Seltsame Hinweise auf Entscheidungen bezüglich anderer Männer und ihres Prinzen. Wortkargheit und rätselhaftes Schweigen aus der Ferne, in der sie sich gerade wieder aufhielt. Ganz so wie sich jemand verhält, der mit ganz anderen, den Rest der Welt verschwinden lassenden Dingen wie junge Liebe beschäftigt ist. Für Lenzens Theorie sprach einiges.

Lenz, ach Lenz, sagte ich, du weisst es doch: Frauen! Ficken wollense, aber ja keine Intimitäten.

Hier jaulte er zähneknirschend in sich hinein.

Und du warst zu intim. So hat sie einen andern gewählt – zum Ficken.

Aber, das ist doch Quatsch, der reine Quatsch. Was soll das? Ich war so sorgend und kümmernd. Ich war da, jederzeit bereit ihre Seele zu trösten, verständnisvoll, zärtlich dienend.

Eben drum, unterbrach ich Lenz in seinem leidenschaftlichen Lamento, du hast die Seite gewechselt, vom potentiellen Liebhaber zum intimen Freund.

Lenz stakte stet den langen Flur hinab und hinan und rubbelte Stirn und Haar.

Ich bin kein Meister, sagte ich, aber ein Kenner hat mir während meiner Krisis, die natürlich bei weitem nicht so begründet war wie die Deine, erklärt wie es funktioniert. Und etwas Wahres daran habe ich in der Folge in der Praxis gefunden.

Wie, was?

Die Frau trifft die Entscheidung bei der Partnerwahl.

Weiss ich doch, blaffte Lenz blasiert.

Aber, bedachte ich bedenklich, wir können ihr als Mann eine Entscheidungshilfe bieten.

Hab ich doch, konterte er.

Ja, sicher, aber es war die für die Situation ganz falsche.

Falsch? Sorge und Aufmerksamkeit sollten falsch sein? Lenz stand still und blickte in den frühlingsgrünen Park. Es war der richtige Moment, um die Sache zu Zeichnen:

Bei Frauen musst du dir ein Ziel setzen, sagte ich. Du willst es, sie will es. Ihr wollt es. Und du musst dir bewusst sein, ihr gegenüber erbringst du eine Dienstleistung. – Ich machte eine lange Pause, um mich seiner Aufmerksamkeit zu versichern. Als er fragte, wusste ich, ich würde ihm die Lektion erteilen können.

Dienstleistung?

Vögeln. – Die Frau will es. Sie weiss nur nicht, mit wem. Du aber weisst es, du willst sie. Also musst du dich nur an deinem Ziel orientieren, die Führung übernehmen und auf den Abschluß hinarbeiten.

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—Richtig, erst wenn die Frau ihre Wahl getroffen...
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eine schöne,stille geschichte...
..die sich anmutig liest und neugierig macht auf weitere................... .......
mathematikos - 3. Mai, 20:00

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Zuletzt aktualisiert: 24. Aug, 14:56

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